Welche Themen interessieren den Kurs? – Anregungen von Schülern

 

Hilla Becher in einer Ausstellung eigener Arbeiten
 

 

 

 

 

 

 

Anfang Februar hatte ich im Kurs gefragt: Schreiben Sie bitte in ein, zwei Sätzen auf, welche Aspekte, Themen, Arbeiten in diesem Zusammenhang Ihrer Meinung nach in der Reihe behandelt werden sollen.

Es kamen viele interessante Anregungen und auch Fragen aus dem Kurs.

Verschiedene Fotografen

Einige schrieben, dass sie gerne mehr über die bisher vorgestellten Fotografen, und vor allem zu Bernd und Hilla Becher, wissen möchten. Mehrfach wurde nach deren Zielen und Absichten, die sie mit ihrer Fotografie verfolgten, gefragt. Ich habe daher in einem eigenen Post dazu noch einmal Informationen zusammengestellt. Link HIER 

Oft wurde angeregt, die Arbeiten verschiedener Fotografen zu vergleichen. In dem soeben angesprochenen neuen Post zu den Bechers werden zum Schluss des Textes solche Gedanken aufgenommen. Wesentlich stärker wird uns dieses Thema beschäftigen, wenn wir das Thema ›Struth‹ abgearbeitet haben. Danach möchte ich mit Ihnen krasse Gegenpositionen in der Fotografie thematisieren. Während Struth, Sander und die Bechers sich um eine extrem sachliche, neutrale, objektive, dokumentierende Fotografie bemühen – was ja auch Ihre Aufgabe bei den aktuellen Aufgaben ist –, werden wir dann sehr subjektive, emotionale, inszenierte Fotografien behandeln.

Was ist die Wahrheit in der Fotografie? 

Besonders habe ich mich über Anregungen und Fragen aus dem Kurs gefreut, die sich auf das Thema bezogen, WAS mit einem Bild dargestellt werden kann und soll. Dies kann man gut am Thema ›Familienbild‹ darstellen, zu dem Struth ja auch gearbeitet hat. Stellen Sie sich zwei Fotos ein und derselben Familie vor. Eines entsteht als Schnappschuss bei einer ausgelassenen Feier. Auf dem zweiten posiert die Familie, hat möglicherweise eigens die Kleidung für das Bild gewechselt und zeigt sich voller Stolz in einer Umgebung, die darstellt, was die Familie geleistet hat. Welches der Bilder zeigt die ›wirkliche‹ Familie? Und gibt es nicht möglicherweise auch noch eine dritte ›Wahrheit‹? Vielleicht herrschen zwischen einzelnen Familienmitgliedern Spannungen, die man weder auf einer Feier, noch in einem Posen-Bild zeigt?

Einige von Ihnen fanden Struths Aussagen zu Politik, Psychologie, Soziologie und Philosophie bemerkenswert. Die Frage nach der Darstellbarkeit von Wahrheit in einem Bild ist eine philosopische. Die Frage nach den Spannungen in einer Familie berührt psychologische Themen. Wenn die Bechers Industrien dokumentieren wollten, die untergingen, sind damit wirtschaftliche und politische Bereiche verwoben. Sander wollte Menschen seiner Zeit nach Berufen und Ständen geordnet zeigen und begibt sich damit auf das Gebiet der Soziologie. 

Bei allen Kunstwerken, und dann natürlich auch im Bereich der Fotografie, kann man solche Fragen stellen. In verschiedenen Unterrichtsreihen werden wir das auch tun. Bei bestimmten Künstlerinnen und Künstlern, bei bestimmten Kunstrichtungen ist dies mehr oder weniger sinnvoll. Letztlich ist immer die Frage, was derjenige, der Kunst macht, für ein Ziel mit der Tätigkeit verbindet. Eine junge Mutter macht ein Foto ihres Babys, sie macht ein Bild. Ist dieses Bild Kunst? Welches Ziel verfolgt sie damit? Vielleicht will sie das Bild per WhatsApp der Oma schicken, damit die Spass an dem Enkel hat. Andreas Gursky, ein weiterer Fotograf aus der Becherschule (Link HIER) fotografiert den Rhein. Das Foto wird für über drei Millionen Euro verkauft. Weshalb hat er es gemacht? Wollte er Geld verdienen?

Originelle Kunst

Viele von Ihnen haben sich auf Struths Aussage bezogen »Mich selbst nachzumachen kommt für mich nicht in Frage.«

Einige können das gut nachvollziehen und vertreten die Meinung, Kunst müsse immer neu sein, immer originell sein. Solch eine Aussage ist besonders interessant, wenn wir an Bereiche der modernen Kunst denken, in denen es nicht mehr um besonderes handwerkliches Können geht. Sie alle kennen vielleicht Kunstwerke, von denen viele Menschen denken: Das kann jeder! In Diskussionen wird dann häufig damit argumentiert, dass es nicht so sehr darauf ankomme, ob der Hersteller über große manuelle Fähigkeiten verfüge; wichtig sei, ob man als erster auf die Idee gekommen sei! Muss Kunst immer originell sein?

Andere aus dem Kurs haben argumentiert: Wie kann man sich selbst nachmachen? Jede und jeder sei doch sie/er selbst. Man macht etwas und ist damit dann ein ›selbst‹. Führen wir uns noch einmal das oben angesprochene Beispiel vor Augen. Gursky fotografiert den Rhein und verkauft das Bild für drei Millionen. Jahre später fotografiert er den Chao Phraya Fluss in Thailand. Macht er sich selber nach? Hofft er, wieder so viel Geld beim Verkauf zu bekommen? Hätte er vielleicht viel lieber einen Teddy-Bären fotografiert? Hätte er möglicherweise für so ein Teddy-Foto noch mehr Geld bekommen, weil es origineller gewesen wäre? Oder hätten Kunstsammler nur Flussfotos von Gursky gekauft, weil sie wissen, dass diese wertvoll sind?

Die nächsten Aufgaben im Kurs

Sehr viele von Ihnen schrieben, dass sie die menschenleeren Orte als Fotomotive interessant finden. In dem Zusammenhang wurden oft die Begriffe ›verlassene Orte‹, ›nicht ansprechende Orte‹, ›einsame Orte‹, ›unbewusste Orte‹ und dann auch ›eigene Orte‹ genannt. 

Ich muss, wenn ich Aufgaben stelle, natürlich darüber nachdenken, dass jeder im Kurs die gleichen Chancen hat, die Aufgabe mit guter Leistung anfertigen zu können. Daher die  zurückliegenden Aufgaben ›Haushaltsobjekte‹, ›Mimik‹ und ›Straßen‹. Wichtig ist auch, dass ich die Aufgaben so formuliere, dass jedem deutlich ist, was man tun soll. Welche Kriterien werden zur Bewertung herangezogen? Daher meine Hinweise zu den aktuellen Aufgaben, dass Sie sich an der sachlichen, neutralen, objektiven, dokumentierenden Fotografie der Düsseldorfer Fotoschule orientieren sollen.

Ich plane daher die kommenden Aufgaben so, dass dies auch weiter möglich ist. Da aber so viele von Ihnen die verlassenen Orte als Thema genannt haben, denke ich über eine Aufgabe nach, die das Motiv zulässt, ohne Sie zu stark einzuschränken.
Auch ›Familie‹ wurde mehrfach in Ihren Antworten genannt. Auch hierzu wird es eine Aufgabe geben.

 

Forum

Wenn Sie an einer Kommunikation mit mir oder innerhalb des Kurses zu den vielen Themen interessiert sind, die in diesem Text angesprochen wurden, können Sie den Kontakt über ein Forum aufnehmen, das ich in unserem logineo-Kurs angelegt habe. Sie finden es oben im Kurs unter ›Allgemein‹ angelegt.