noch einmal: Bernd und Hilla Becher

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Welche Ziele verfolgten Bernd und Hilla Becher mit ihrer Fotografie?

 

»Bernd und Hilla Becher nahmen ihre gemeinsame fotografische Praxis während des Studiums auf. Sie verfolgten das Ziel, Industriebauten zu dokumentieren, die typisch für ihren Entstehungszeitraum und vielfach vom Abriss bedroht waren. Ihnen ging es […] immer um industrielle Produktionsanlagen und solche Industriegebäude, die im Zusammenhang mit der Produktion von Gütern standen. Kennzeichnend für ihr Vorgehen sind häufig ›Abwicklungen‹, sechs, neun, zwölf oder mehr Fotografien desselben Objekts in festgelegten differierenden Winkeln. Dadurch entstanden ›Typologien‹ industrieller Bauten.
Die Fotografien wurden betont sachlich konzipiert. In ihrer Aufnahmetechnik bevorzugten Bernd und Hilla Becher Zentralperspektiven, Verzerrungsfreiheit, Menschenleere und ein wolkenverhangenes weiches Sonnenlicht. Damit auch Einzelheiten präzise wiedergegeben werden, benutzten sie Großformatkameras mit dem Format 13 × 18 cm. Die Komposition der Bilder lässt die Oberflächenstrukturen und den Aufbau der grundsätzlich mittig platzierten Bauten stark hervortreten.«

https://de.wikipedia.org/wiki/Bernd_und_Hilla_Becher

»Bernd und Hilla Becher wollten nicht zulassen, dass „ihre“ Industriearchitektur einfach verschwindet und fühlten sich verpflichtet, die architektonischen Zeugen der Zeitgeschichte fotografisch festzuhalten. Mit einer unglaublichen Akribie begann das Ehepaar, die Zweckbauten abzulichten. Wichtig war ihnen dabei der dokumentarische Charakter ihrer Arbeit.

So wie sie waren, sollten die monumentalen Motive auch abgelichtet werden. Jedes Stilmittel, das der Verschönerung oder Verfremdung diente, wurde streng vermieden. Nebensächlichkeiten wie Farbe, Spiegelungen und Unschärfe waren tabu. Der einzige Zweck – die fotografische Archivierung – durfte durch nichts gestört werden.

Die äußere Form der Architektur war maßgeblich, unbeeinflusst vom Menschen und von Naturphänomenen wie Licht und Schatten. Diese wurden am besten ausgelöscht, indem die Bechers ihre Belichtungen gern bei diesigem Wetter im Frühjahr oder Herbst machten, wo sich der Lichteinfluss gut reduzieren ließ. Fotografiert wurde mit Großbildkameras, um möglichst viele Details herauszuarbeiten, und mit Belichtungszeiten zwischen 10 Sekunden und einer Minute, meist aus leicht erhöhter frontaler Perspektive. Hierbei war das Ehepaar mit einigen Herausforderungen konfrontiert – manchmal mussten sie auf baufällige Kräne oder andere Gebäude steigen, mal über Zäune.

Mit dieser Perspektive wollten die zwei einen möglichst starken Eindruck von ihren Motiven erzeugen, die Gebilde für sich selbst sprechen lassen. Perspektive als Stilmittel zu benutzen, kam nicht in Frage.

Komplett auf ihr Ziel fokussiert, die vom Abriss bedrohte Industriearchitektur für die Geschichtsbücher zu bewahren, vermieden beide gewollt eine subjektive Sichtweise und Emotionalität bei ihrer Arbeit. Diese hätten nur von der präzisen Wirklichkeit abgelenkt.

Die unzähligen Aufnahmen, die mit unermüdlicher Stringenz entstanden, wurden nach Werkgruppen (also z.B. Hochöfen, Kühltürme, Silos etc.) unterteilt, diese wiederum sortiert nach Baumaterial – also Gebäude aus Stein, Beton, Holz etc.  Danach wurden aus ähnlichen äußerlichen Formen oft Typologien produziert. Sie können sich vorstellen, dass für den aufmerksamen Betrachter bei genauerem Hinsehen die feinen Unterschiede sichtbar werden und eine gewissen Ästhetik zu erkennen ist, obwohl die Funktionalität und damit verbundene Objektivität der Aufnahmesituation absolut im Vordergrund stand. […] 

Auch wenn die Bechers ursprünglich stringent der dokumentarischen Erhaltung von historisch bedeutendem Kulturgut nachgingen, haben sie sich später gern in den Kontext der Bildenden Kunst einordnen lassen und sich darin auch wohl gefühlt.«

https://www.fototv.de/blog/die-düsseldorfer-photoschule

 

Thomas Struth, Paradise 21, Sao Francisco de Xavier, Brasil, 2001

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Viele heute international berühmte Fotografen haben bei den Bechers studiert und wurden durch deren Sichtweise auf die Fotografie geprägt. Das heißt aber nicht, dass alle Becher-Schüler in der gleichen Art und Weise wie die Bechers fotografieren. So gibt es bei Thomas Struth die Straßen-Fotos, die stark an die Becher-Fotografie erinnern. Er fertigte jedoch auch Serien zu den Themen ›Natürliche Paradiese‹ (siehe oben) oder ›Familen‹ an. Aber auch in diesen Serien, so sagt er, ist sein Ziel das ›präzise Sehen‹. Er arbeitet häufig mit der analogen Großbildkamera, wie Bernd und Hilla Becher.

 





Andere Fotografen der Becher-Schule, wie Andreas Gursky, arbeiten mit Digital-Kameras. Gursky bearbeitet seine Fotos extrem am Computer nach. Zum Markenzeichen sind seine riesengroßen Abzüge geworden, die Maße von beispielsweise 2 x 4 Metern haben. Seine Fotos gehören zu den höchst gehandelten der Welt. »Die Fotografie Rhein II (1999) erzielte am 8. November 2011 bei Christie’s New York mit 4,3 Millionen Dollar (zum damaligen Kurs umgerechnet rund 3,19 Millionen Euro) einen Rekordwert, womit sie zeitweise zur teuersten Fotografie der Geschichte wurde.« (wikipedia)