Louise Bourgeois
 – Biografie

 

 

 


 

 

 

 

 

»Ich beschreibe nicht! Ich bin viel geheimnisvoller als das
und ich will viel mehr als das.« (Louise Bourgeois)

 

Louise Joséphine Bourgeois [*1911, Paris, Frankreich, 
✝ 2010, New York, USA] war eine bedeutende franko-amerikanische Künstlerin und Bildhauerin, eine  der wichtigsten Vertreterinnen der modernen zeitgenössischen Kunst und besonders bekannt für ihre Spinnenobjekte, die ihr den Spitznamen ›Spider Woman‹ einbrachten. Ihre mit einer Höhe von 9,27 m größte Spinnenskulptur mit dem Titel ›Maman‹ nahm an verschiedenen Ausstellungsorten rund um die Welt eine dominierende Position ein. Sie gilt als die (Mit-)Begründerin der ›Confessional Art‹*, kann jedoch im weiteren Sinn mit manchen ihrer Arbeiten auch dem Surrealismus zugeordnet werden.

*›Confessional Art‹ (Bekenntnis-Kunst), eine zeitgenössische Kunstform, die sich auf die bewußte Enthüllung des privaten Selbst konzentriert. ›Confessional Art‹ beruht auf einer intimen Analyse der tiefinnersten und oft kontroversen Erfahrungen und Gefühle des Künstlers oder der Künstlerin, beziehungsweise des mit deren Objekten konfrontierten Betrachters. ›Confessional Art‹ entstand im späten 20. Jahrhundert.

 

Leben


(…) Ihre Eltern besaßen eine Kunstgalerie, in der hauptsächlich mit kostbaren alten Gobelins (= Wandteppiche mit farbigen Bilder) gehandelt wurde, kunstvollen Bildwebereien, die auch in dem Familienunternehmen restauriert wurden. (…) Um 1924 herum unterhielt ihr Vater, ein tyrannischer Frauenheld, eine langandauernde Beziehung zu ihrer englischen Betreuerin und Lehrerin. Bourgeois hatte den Eindruck, dass ihre Mutter, »eine intelligente, geduldige und langmütige, vielleicht auch berechnende Person«, von der Untreue ihres Mannes wußte, es aber einfacher fand, sie nicht zu beachten. Bourgeois, ein aufgewecktes Mädchen, hielt ihre Eindrücke in ihren Tagebüchern fest.

Als Kind gelang es Bourgeois nicht, die Erwartungen ihres Vaters zu erfüllen, der sie später jedoch aufgrund ihres Talents und Temperaments geradezu anbetete, während sie ihn nach wie vor haßte, für sein aufbrausendes Wesen, seine Tyrannei des gesamten Haushalts und seine Art, sie im Beisein anderer aufzuziehen.

1930 begann Bourgeois an der Sorbonne, der berühmten Pariser Universität, Mathematik und Geographie zu studieren, Fächer, die sie wegen ihrer Verläßlichkeit schätzte. Verläßlichkeit, die die junge Frau in ihrer Verunsicherung suchte. Während ihres Studiums starb 1932 ihre Mutter. Dieser Tod bewegte sie dazu, die Mathematik aufzugeben und ein Kunststudium zu beginnen. Ihr Vater, der moderne Künstler für Taugenichtse hielt, weigerte sich, sie hierbei finanziell zu unterstützen. (…) Während ihrer Zeit an der Kunstakademie begann sie ihre Inspiration aus den Liebesaffären ihres Vaters zu ziehen. In den Traumata und Spannungen ihrer Kindheit entdeckte sie ihren kreativen Impuls.
1938 begegnete Bourgeois ihrem künftigen Mann in der inzwischen von ihr eröffneten Galerie für Druckgrafik. Robert Goldwater war für seine Pionierarbeit im Bereich der ›Kunst der Primitiven‹ bekannt. Er, ein amerikanischer Kunsthistoriker, war in die Galerie gekommen, um eine Druckserie von Pablo Picasso zu erwerben, und »irgendwie zwischen Gesprächen über Surrealisten und moderne Kunsttrends wurde dann auch geheiratet«. Im selben Jahr zogen sie nach New York, wo Goldwater seine Karriere als Kunstprofessor an der New Yorker Akademie wieder aufnahm. (…)

Da Bourgeois bis 1939 noch kein eigenes Kind bekommen hatte, kehrte das Ehepaar in diesem Jahr kurz nach Frankreich zurück, um ein französisches Kind, Michel, zu adoptieren. 1940 bekamen sie dann als leibliches Kind den zweiten Sohn, Jean-Louis, und den dritten, Alain, im Jahre 1941.

Für Bourgeois waren die 1940er Jahre bestimmt durch die Schwierigkeiten des Wechsels in ein neues Land und die Bemühungen, in der New Yorker Ausstellungsszene Fuß zu fassen. Zu dieser Zeit konstruierte sie ihre Arbeiten aus Schrottplatzfundstücken und Treibholz. Die Schadstellen des Holzes wurden mit Farbschichten verdeckt, in denen sie anschließend mit Nägeln Löcher und Ritzungen anbrachte, die den Figuren eine emotionale Qualität verliehen. Ihr Leben lang erstellte Bourgeois Werke, die sich auf ihre Erinnerungen an eine für sie problematische Vergangenheit bezogen. So konnte sie einerseits Inspiration, andererseits Befreiung von der emotionalen Last ihrer Kindheit und der als leidvoll erlebten Übermacht ihres Vaters gewinnen. Langsam wuchs ihr künstlerisches Selbstvertrauen. Dass es aus ihren mittleren Lebensjahren hierüber wenig Zeugnisse gibt, mag daran liegen, dass sie damals wenig Aufmerksamkeit in der Kunstszene erhielt.

 

 Louise  Bourgeois, ›Maman‹


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1982 hatte Bourgeois dann, als 71jährige, ihre erste große Retrospektive (= Ausstellung eines Gesamtwerks) im ›Museum of Modern Art‹ in New York. Bis dahin war sie eher eine Außenseiterin der Kunstszene gewesen. In einem zeitgleich mit der Eröffnung ihrer Retrospektive stattfindenden Interview mit der Zeitschrift ›Artforum‹ bekannte sie, dass die Bilderwelt ihrer Skulpturen vollkommen autobiographisch sei. Sie teilte der Welt mit, dass sie durch ihre Kunst wie besessen ihr Kindheitstrauma wiedererlebte, eben die Entdeckung, dass ihre englische Gouvernante auch ihres Vaters Geliebte war. (…)

 



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In den folgenden Jahren wuchs ihr Ruhm stetig. Sie wurde zu einer Reihe großer Ausstellungen eingeladen. 2011 wurde eines ihrer Werke, mit dem Titel ›Spider‹, für 10,7 Millionen Dollar verkauft, ein neuer Auktionsrekord für sie und der bisher höchste Preis für ein von einer Frau geschaffenes Kunstwerk. nach: http://en.wikipedia.org/wiki/Louise_Bourgeois