Fotografen, die mit Inszenierungen arbeiten

Anna und Bernhard Blume, Küchenkoller



 

 

 

 

 

 

 

 

 

In einigen der Serien, mit denen Cindy Sherman berühmt geworden ist, beschäftigt sie sich mit Geschichte und Kunstgeschichte. Mit teilweise sehr aufwendigen Kostümen und Masken setzt sie sich selbst in Szene und imitiert Szenen, die man, ein wenig Fachwissen vorausgesetzt, aus den Arbeiten bekannter Künstler zu kennen glaubt. Dabei scheut Sherman sich auch nicht, sich selbst häßlich und übertrieben zu zeigen. 

















Sicherlich ist Cindy Sherman die bekannteste Künstlerin, die der ›Inszenierten Fotografie‹ zuzuordnen ist. Doch gibt es eine Reihe weiterer Künstlerinnen und Künstler, die mit ihren Einzelfotos oder Serien Geschichten erzählen und zu diesem Zweck die Fotos inszenieren. Im Folgenden werden solche Arbeiten vorgestellt.

 

Jean Le Gac

Jean Le Gac (*1936) ist ein französischer Maler, Konzeptkünstler und Fotograf. Er ist bekannt geworden mit seinen Arbeiten über den ›Phantom-Maler‹. Dabei handelte es sich um eine fiktive Dokumentation. Es wird die Geschichte erzählt über den Versuch eines Reporters, einem Maler auf die Spur zu kommen. Dieses Projekt hielt Le Gac in 26 Heften und 31 Fotografien fest. Die Arbeit wurde von Harald Szeemann, einem bedeutenden Ausstellungsmacher, entdeckt und Jean Le Gac war damit Teilnehmer der Documenta 5 in Kassel im Jahr 1972 in der Abteilung ›Individuelle Mythologien‹. Er war auch auf der Documenta 6 (1977) als Künstler vertreten.

»Jean Le Gac produziert das fiktive Leben ›Des Malers‹ in einer verwirrenden Nähe zu seiner eigenen Biographie. Triviale Photos von Reisen und Ausflügen, Familienphotos und Landschaften, werden durch genauso triviale Texte zu konventionellen und heroischen Anekdoten aus dem Leben des Malers (der seinen Namen immer wieder wechselt: Robert Nerac, Asfalto Chavez, Ramon Nozaro, Francis Benedict, Ange Glacé, Elmo, Der Maler, Der Zeichenlehrer, Der Maler L.). Der Maler ist nicht zu fassen, spiegelt sich immer nur in den Hinweisen und Andeutungen, die zwischen den Photos und den Texten hin- und herschwirren. Der Maler […] malt nicht; er ist ›Der Maler‹, weil er sich darauf vorbereitet, ›Der Maler‹ zu werden; davon spricht er, er spricht von sich in der dritten Person. […] ›So lächerlich das auch klingen mag, er hatte all diese Jahre mit dem Gefühl gelebt, dazu bestimmt zu sein, ein großer Künstler zu werden. […] Er lebte neben dieser Gewißheit, ohne sie in Frage zu stellen; es war wie eine abgemachte Sache, er fühlte sich nicht verpflichtet, irgend etwas zu unternehmen, damit dieser Wunschtraum wahr wird; meistens dachte er nicht einmal daran.‹« https://www.kunstforum.de/artikel/jean-le-gac/


 


 

 

 

 

 

 

 

 

Le Gac erfindet also einen Mann, der über Jahre glaubt, ein berühmter Künstler zu werden. Das Leben dieses Mannes ist geheimnisvoll, so dass Le Gac einen Reporter hinzuerfindet, der versucht, dem Leben des Malers auf die Spur zu kommen. Le Gac stellt Szenen nach, die in, teilweise unscharfen, Fotos den Maler zeigen. Dieser wird auf den Fotos von Le Gac selbst gespielt.






Anna und Bernhard Blume

Anna (*1937) und Bernhard Johannes (*1937) Blume sind ein Künstlerpaar, das für seine Zwecke hauptsächlich das Medium der künstlerischen Fotografie benutzt. Ihre Werke sind weit über Deutschland hinaus bekannt.

»Immer wieder sind es ironische Fotoarbeiten, in denen Bernhard und Anna Blume bürgerliche oder künstlerische Ideale attackieren. […] Die beiden Künstler machen alles selbst. Sie bauen die Requisiten und richten den Schauplatz her. Sie agieren vor der Kamera, drücken auf den Auslöser, manipulieren, drucken aus, kaschieren und arrangieren die Ausstellungen persönlich. […] Die Künstler treten in ihren Koproduktionen fast immer persönlich als Protagonisten auf und wirken dabei mental meist relativ abgedreht, ekstatisch, erschrocken, deformiert oder einfach nur blöd. Zunächst wählen sie angestrengt spießige Garderobe. Er trägt das kleinkarierte Sakko, sie ein großgeblümtes Damenkleid, mindestens eine Nummer zu eng.« https://www.kulturwest.de/inhalt/kleinkariert-im-deutschen-wald/

Und diese spießigen, beschränkt wirkenden Protagonisten leben in den Fotoserien in einer Welt von Gegenständen, die sich gegen die Menschen verbündet zu haben scheinen. Die Kartoffeln fliegen einem beim Schälen um die Ohren. Den Stuhl zieht eine unsichtbare Kraft den auf ihm Sitzenden unter dem Hintern weg. Die Dinge scheinen sich gegen die Personen verbündet zu haben.




















Mareen Fischinger

Mareen Fischinger schreibt auf ihrer Homepage über sich selbst: »Ich arbeite als konzeptionelle und kommerzielle Fotografin in Köln und weltweit.« Mittlerweile ist sie vor allem als Berufsfotografin in der Werbung tätig. Ihre Abschlussarbeit im Studium liegt jedoch eindeutig im Bereich der freien, inszenierten Fotografie. Der folgende Film berichtet über diese Arbeit.






 

Aufgabe:

Informieren Sie sich mit Hilfe der Texte und des Videos über die verschiedenen Vorgehensweisen bei Arbeiten im Bereich der ›Inszenierten Fotografie‹.

Planen Sie eine aufwendigere Fotoserie, die aus fünf bis neun Fotos bestehen soll. In dieser Serie sollen Sie in die Hauptrolle schlüpfen und mit den Fotos eine Geschichte erzählen. Diese kann spannend, verrückt, fantastisch, komisch, … sein. Realisieren Sie dann Ihre Planungen.

Für die Anfertigung dieser Arbeit haben Sie vier Wochen Zeit,
d.h. der letzte Abgabetermin ist der 06.06.2021.


Als Anregung finden Sie in einem weiteren Post zwei Serien aus zurückliegenden Schuljahren. HIER