Sherman: A Play of Selves

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sehen Sie sich die Personen auf dem Foto oben an.
Beschreiben Sie sie. Was für Typen sind das? 
Egal, was und wen die Typen darstellen – es handelt sich bei allen dreien um dasselbe Model: Cindy Sherman.

Um einschätzen zu können, wie arbeitsintensiv die Erstellung der Fotoserie war, aus der diese Abbildung stammt, muß man sich klar machen, daß es in den 70er Jahren, als Sherman die Arbeit schuf, noch keine Personal Computer gab; die Digitalfotografie war noch nicht erfunden, Bildverarbeitungsprogramme wie PhotoShop noch unvorstellbar. Sherman verkleidete und schminkte sich also für die Fotos, baute Kamera und Licht auf Stativen auf und schoß die Fotos auf analogem Filmmaterial. Dies musste dann zunächst in der Dunkelkammer mit Chemikalien entwickelt werden, bevor man die Bilder einzeln auf speziellem lichtempfindlichen Papier ebenfalls in der Dunkelkammer belichten und abermals entwickeln musste. Diese einzelnen Papierabzüge, die in der richtigen Größe anzufertigen waren, schnitt Sherman dann mit Schere und Skalpell aus und montierte sie auf einem Untergrund. Soweit die handwerkliche Arbeit.





 

Sherman: A Play of Selves

»Wann beginnt ein Künstlerinnenleben? Im Fall der gloriosen Dis-Identitäts-Artistin Cindy Sherman galten bislang die ›Untitled Film Stills‹ aus den Jahren 1977 bis 1980 als Anfang ihrer künstlerischen Karriere. Die enigmatischen (= rätselhaften) Bilder, in denen sich Sherman in verschiedensten Rollen und jeweils stillgestellten Szenen nie gedrehter B-Movies inszeniert, begründeten ihren Ruhm und ihr Image als Künstlerin der radikalen Selbstverwandlung.

Shermans Markenzeichen ist seither das Spiel mit Identitäten, Rollen und Transformationen, die nahezu unheimliche Kunst der exzessiven Nutzung und gleichzeitigen Verschleierung des eigenen Körpers. […] Seit Jahrzehnten entwirft sie sich in stets neuen Szenarien, sei es als Sex-Crime-Opfer, gespenstische Clowns oder absurd schönheitsoperierte High-Society-Ladys.

Doch es gab ein – kurzes – Leben Shermans vor den ›Untitled Film Stills‹ […] Die frühen Arbeiten, das sind beispielsweise Fotoserien, in denen Sherman mit ihrem Gesicht spielt, […]. In dieser Phase arbeitet die Künstlerin auch mit ›Cut-outs‹, als Ganzkörperfotos ausgeschnittenen kleinen Figuren, die sie in theatralischen Szenen miteinander agieren lässt, etwa in ›A Play of Selves‹ […]. Immer ist Sherman alle Personen zugleich, sie verkleidet sich nicht perfekt, sondern in sichtbar amateurhafter Theatermaske. […]

Ihr künstlerischer Impuls stammt aus dem allgemeinen kindlichen Trieb, sich zu kostümieren, ein anderes Aussehen, einen anderen Ausdruck anzunehmen. Der Unterschied ist nur, dass Sherman niemals aufgehört hat mit der Verwandlung – und dass sie das arglose Spiel der Verkleidung in seine gespenstischen Abgründe trieb.«

Andrea Roedig, taz, 03.0 2. 2012





That’s me – That’s not me

»Cindy Shermans Frühwerk lässt sich in drei Phasen gliedern. Vorerst beginnt Sherman mit dem Porträt. Durch den differenzierten Einsatz von Make-up und Mimik entstehen 1975 einige Bildfolgen, die ihr Gesicht in Verwandlung zeigen. Die Fotografien ›Untitled (Growing Up)‹ veranschaulichen den Werdegang von einem Mädchen zu einer jungen Frau und thematisieren den Prozess der Adoleszenz. Shermans zweite Phase beginnt, indem sie die Performance auf ihren ganzen Körper erweitert. Sie fotografiert sich in unterschiedlichen Posen, Rollen und Identitäten und schneidet die entworfenen Figuren aus dem Fotopapier aus (Cutout). So entsteht der Animationsfilm ›Doll Clothes‹ (1975) und mehrere Arbeiten, in denen sie die Cutouts überlappend aneinander reiht. In der dritten Phase ihres Frühwerkes lässt Sherman unterschiedliche Figuren (Charaktere) interagieren, wie in den Cutout-Serien ›A Play of Selves‹, ›Bus Riders‹ und ›Murder Mystery‹ (alle 1976).

›A Play of Selves‹ zeigt mit 244 Figuren und 72 Szenen in vier Akten und einem Finale ein aufwändig inszeniertes Theaterstück. Sherman veranschaulicht darin mit unterschiedlichen Charakteren (u.a. Wahnsinn, Begehren, Eitelkeit, Pein, gebrochene Frau und idealer Liebhaber) die mannigfaltige und gleichzeitig ambivalente Gefühlswelt einer Frau. In der Serie ›Murder Mystery‹ entwirft sie mit ca. 211 Cutouts und 80 Szenen eine Kriminalgeschichte, deren Ausgang ungewiss bleibt. Sherman inszeniert sich darin u.a. als eifersüchtiger Liebhaber, Butler, Mutter und Detektiv. Beide Serien sind komplex aufgebaut und folgen einem ausgeklügelten Storyboard. Dabei werden die einzelnen Figuren entsprechend der Szene in unterschiedlichen Größenverhältnissen entworfen.«

kultur-online.net, 23.05.2013

 





Im obigen Text wird gesagt, dass Sherman in ›A Play of Selves‹ ein Theaterstück in Art einer Fotogeschichte erzählt. 244 Figuren, 72 Szenen, 4 Akte. Eine solche Arbeit erfordert organisatorische, konzeptionelle Vorplanung. Die handschriftlichen Planungsnotizen oben vermitteln eine Vorstellung dieser Arbeit – die Planung der Chraktere, die Planung der Handlung.

 

Aufgabe:

Lesen Sie die Texte oben genau durch und setzen Sie sie zu den im Post zur Definition von ›Inszenierter Fotografie‹ LINK gegebenen Informationen in Beziehung.