Filmstills
Filmstill, Fotoarbeit von Cindy Shermann |
Filmstills oder Standfotos sind Fotos, die während der Dreharbeiten eines Films zu Werbe- und Dokumentationszwecken angefertigte werden. Sie zeigen möglichst genau Spannung erzeugende, interessante Einstellungen aus dem späteren Film. Sie werden von eigenen Standfotografinnen und -fotografen (unit stills photographers) geschossen.
In früheren Jahren standen viele der Werbekanäle, über die heute auf aktuelle Filme hingewiesen wird, nicht zur Verfügung. Internet, soziale Medien gab es noch nicht. Das Fernsehen steckte in den Kinderschuhen und befand sich in direkter Konkurrenz zum Kino.
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Da kam den Standbildern, die verlockend in den Schaufenstern und Lichtkästen der Kinos hingen, eine besondere Bedeutung zu. Es entwickelte sich eine ganz spezielle Kultur der Filmstills. Sie mussten informativ sein, neugierig machen auf den Film und bei den Zuschauern das Verlangen wecken, den Film sehen zu wollen.
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Cindy Sherman, 1954 geboren, erlebte in ihrer Kindheit und Jugend noch die Hochzeit der Filmstill-Kultur. So ist es nicht verwunderlich, dass eine Serie mit Filmstills zu einer ihrer ersten wichtigen Arbeiten wurde. Schon in diesen frühen Arbeiten entwickelte sie formale und inhaltliche Merkmale, die zu ihren späteren Markenzeichen wurden.
Ein roter Faden, der sich durch Shermans Werk zieht, sind fotografische Selbstporträts bzw. Selbstinszenierungen in verschiedenen Kostümierungen. (...) Mithilfe von Schminke, Perücken und unterschiedlichen Kleidern gab sich Sherman für jede Fotografie ein anderes Aussehen. Für ihre Serie ›Bus Riders‹ verkleidete sie sich als Menschen verschiedenen Alters, Hautfarbe und sozialer Herkunft. Wie ein Fahrgast in einem Bus sitzt jede dieser fiktiven Personen auf einem Stuhl vor einer kahlen Wand. Selbst bei ihren frühsten Fotografien trieb sie das Rollenspiel bis ins kleinste Detail der Körperhaltung.
Eine von Shermans bekanntesten Arbeiten dürfte mittlerweile die sogenannten Serie ›Untitled Film Stills‹ (1977–1980) sein. Diese umfasst 70 nummerierte, aber nicht einzeln betitelte Fotografien. In denen inszeniert sich Sherman selbst als Modell in unterschiedlichen, fiktiven Filmszenen (Filmstills). Die Schwarzweiß-Fotografien ähneln den dramatischen, plakativen Frames von B-Movies* der 1940er- und 50er-Jahre und sind außerdem von dem amerikanischen ›Film noir‹ und von Filmen des italienischen Neorealismus inspiriert. Sherman stellt unterschiedliche, stereotype Rollen, die sich durch den Film in der Gesellschaft verankert haben, auf ihren Untitled Film Stills dar, wobei jedes Bild eine neue Rolle zeigt. Ein Abzug der vollständigen Serie wurde im Dezember 1995 vom Museum of Modern Art für den Rekordpreis von über einer Million Dollar erworben und 1997 mit einer Einzelausstellung gewürdigt. (nach wikipedia)
* B-Movie – meist allgemein ein zweitklassiger Film mit in der Regel geringem Filmbudget und zumeist niedrigem künstlerischen Anspruch. Filme dieser Art sind meistens im Horror- bzw. Splatter-, Science-Fiction- oder Actiongenre angesiedelt.
Film noir – Reihe von zynischen, durch eine pessimistische Weltsicht gekennzeichnete US-amerikanische Kriminalfilme der 1940er und 1950er Jahre
Die Filme des Neorealismus sollten die ungeschminkte Wirklichkeit zeigen; das Leiden, die Armut und Unterdrückung des einfachen Volkes.
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Aufgabe:
In diesem Text werden Begriffe und Rahmenbedingungen genannt, die in der kommenden praktischen Aufgabe im Kunstkurs angewendet werden sollen.
SIE sollen sich eine standardisierte, stereotypische Rolle aussuchen, die man aus einem Film kennt, und sich in diese Rolle hinein begeben.
Kostümierung, evtl. Schminke, Requisiten, Ort der Aufnahme, Licht, Komposition sollen genau ausgewählt werden. Sie sollen sich in Szene setzen – eben inszenierte Fotografie erstellen.
Dabei können Sie mit einem Selbstauslöser, einer zeitverzögernden Auslösung oder mit einer assistierenden Person arbeiten.
Bedenken Sie bei den konzeptionellen Überlegungen zu Ihrer Aufnahme, dass die Arbeit stimmig sein muss. Welche Orte, Gegenstände, technischen Hilfsmittel stehen Ihnen zur Verfügung? Welche Personen, Typen können Sie selbst überzeugend darstellen? Was nimmt man Ihnen ab?
Erstellen Sie ein, maximal drei Fotos Ihres Typus und reichen Sie diese per logineo bis zum 09.05.2021 ein.