Eigene Orte

 

Die letzte Aufgabe vor den Ferien knüpft noch einmal an die ›unbewussten Orte‹ Thomas Struths an. Nach Themenvorschlägen gefragt, äußerten Teilnehmer dieses Kurses großes Interesse an diesen Arbeiten.

In einer ersten Aufgabe sollten ›einsame Orte‹ dargestellt werden. Solch ein Thema ist relativ gut bewertbar. Zwar kann der Begriff ›einsam‹ unterschiedlich verstanden werden ­ – die Arbeiten aus dem Kurs zeigen das –, doch letztlich kann ein Betrachter doch erkennen, ob ein einsamer Ort dargestellt ist.
In der kommenden Aufgabe soll jetzt ein ›eigener Ort‹ gezeigt werden, also ein Ort, der für den Fotografen eine starke persönliche Bedeutung hat. Bei der Bewertung gelten, wie bei den vorigen Aufgaben, zunächst formale Kriterien für gute Fotos. Hinweise hierzu unter diesem Link. Um die persönliche Bedeutung einschätzen zu können, benötigt der Betrachter jedoch Informationen, worin der persönliche Bezug zum gezeigten Ort besteht.

 







 Beispiel: 

Als Beispiel für einen solchen ›eigenen Ort‹ stelle ich Ihnen Fotos vor, die ich als Schüler der Oberstufe im Museum Folkwang gemacht habe. Als Schüler konnte ich mit Kunst wenig anfangen; in meinem Elternhaus war Kunst kein Thema und ich hatte in Kindheit und Jugend nie ein Museum besucht. Um das künstlerische Aufgabenfeld in der Oberstufe abzudecken, hatte ich weder Kunst noch Musik gewählt, sondern Literatur, ein Fach, das an meiner Schule damals angeboten wurde.

Ein Freund von mir war jedoch im Kunstkurs, und als in diesem Kurs eine Exkursion zum Museum Folkwang anstand, habe ich mich einfach angeschlossen ­– nicht weil mich die Kunst interessiert hätte, sondern weil wir mit einer kleinen Clique danach in die Stadt gehen wollten.

So kam ich zum ersten Mal in meinem Leben in ein Kunstmuseum, in ein Museum mit moderner, aktueller Kunst. Es war für mich, als sei eine Tür zu einem Raum aufgestoßen worden, von dessen Existenz ich bis zu dem Zeitpunkt nicht einmal etwas geahnt hatte. Ich dachte WOW!!!

Auch mein Schulfreund war extrem beeindruckt. Wir beschlossen, sofort am nächsten Tag noch einmal in dieses Museum zu gehen und uns all die Sachen genauer anzusehen, zu denen die Zeit beim ersten Besuch nicht gereicht hatte. Wir bewegten uns durch die Ausstellung wie durch einen Abenteuerspielplatz, den es zu erkunden galt. Die Fotos zeigen das.

Natürlich bekamen wir großen Stress mit dem Aufsichtspersonal. Natürlich war es verboten, sich auf den Boden IN EINE SKULPTUR zu legen. Natürlich war es verboten, gefährlich nahe an Kunstwerke zu kommen, die durch eine Berührung möglicherweise hätten beschädigt werden können. Natürlich haben wir uns mit größtmöglicher Vorsicht bewegt, um kein Werk zu berühren oder gar zu beschädigen!

An diesem Tag, kann man sagen, habe ich die Kunst als meinen eigenen Ort entdeckt. Zumindest den ersten kleinen Raum einer schier unendlich großen Welt – der Kunst! 

 







 

Aufgabe: 

Fertigen Sie ein bis max. drei Fotos zum Thema ›Eigene Orte‹ an.
Erläutern Sie Ihren persönlichen Bezug zum Ort in max. drei Sätzen.
Abgabe bis zum 25.03.2021