Die Caprichos









 

 

 

Goya im Kreis der Aufklärer 

Durch seine Freundschaft mit liberalen Intellektuellen kam Goya mit neuen Vorstellungen und Idealen in Kontakt. In der Zeit nach seiner Krankheit bot ihm die Gedankenwelt der aufgeklärten Denker Ansätze zu einer neuen, kritischen Weltsicht. Ziel der Aufklärung, die sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts in ganz Europa verbreitete, war es, die Vernunft als Maßstab des Denkens und Handelns durchzusetzen. Man forderte Pressefreiheit und gerechte Justiz, diskutierte die neuesten Erfindungen der Physik sowie aktuelle Werke der Literatur. In Spanien verhinderte die Kirche mit Hilfe der Inquisition länger als in anderen Ländern eine liberale Erneuerung.

Was ist eigentlich Aufklärung? Absolutismus? Begriffe, ohne die man Goya, sein Leben, seine Kunst nicht verstehen kann. Sie werden im Video erklärt.


 

Wer es noch genauer wissen will, schaut sich das folgende Video an. 

 
 

 

Der Traum von Vernunft (1797 - 1799)

In den letzten Jahren des ausgehenden Jahrhunderts schuf Goya eines seiner bedeutendsten Werke: die Caprichos, eine Folge von satirischen, grotesken, rätselhaften und unheimlichen Druckgraphiken. Auf dem Titelblatt zeigt er sich selbst in einem Portrait – kühl distanziert, illusionslos und ein wenig mürrisch.



 

Die Caprichos kritisieren gesellschaftliche Mißstände und menschliche Schwächen, verarbeiten persönliche Erfahrungen und Phantasien Goyas, vor allem aber spiegeln sie das Gedankengut der Aufklärung. Mit führenden Vertretern des neuen Denkens war Goya befreundet. Der Titel Caprichos bedeutet ›Launen‹, ›verblüffende, phantasievolle Einfälle‹; unter diesem Titel konnte man sich schöpferische Freiheit von herkömmlichen Themen und Regeln der Kunst erlauben. Sinn und Unsinn, Ernst und Satire waren gleichermaßen möglich. Ätzende Gesellschaftssatiren und dämonische Phantasien verbinden sich in den Caprichos zu einem Alptraum, aus dem es kein Entrinnen gibt. Der Sinn der einzelnen Blätter der Caprichos läßt sich oft nicht eindeutig entschlüsseln. Dennoch faszinieren sie bis heute durch ihre Ausdruckskraft. [Übersicht der Arbeiten] Zu Goyas Lebzeiten gelangten nur wenige Exemplare an die Öffentlichkeit. Spanien war zu dem Zeitpunkt eines der konservativsten Länder Europas. Die Kirche verfügte noch über ungeheure Macht. Königshaus und Adel verfolgten Menschen, die moderne politische Ideen vertraten. Es wäre für Goya sehr gefährlich gewesen, als Urheber dieser kritischen, satirischen, bösartigen Grafiken bekannt zu werden – zumal er zu diesem Zeitpunkt als erster Hofmaler auf dem Gipfel seines Ruhmes stand. Wenn man sich mit den Caprichos beschäftigt, muss man wissen, welch ungeheure Spannung es für Goya bedeutete, einerseits  im Zentrum der Macht des spanischen Königshauses zu stehen und andererseits mit den politischen Kräften zu liebäugeln, die die extremen Feinde eben dieses Königs waren. Erst nach seinem Tode wurden die Grafiken bekannt und übten einen starken Einfluß auf die Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts aus.



Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer

›Vernunft und Alptraum‹, das berühmteste Blatt aus der Serie der Caprichos, zeigt einen bei der Arbeit schlafend zusammengesunkenen Künstler. Auf seinem Tisch liegen Kohlestifte und angefangene Zeichnungen, den Kopf hat er in den Armen vergraben. Aus dem dunklen Hintergrund flattern Vögel der Nacht heran, bedrängen ihn mit weit aufgerissenen Augen. Eine Eule hat bereits das Zeichenwerkzeug ergriffen. Eine Alptraumsituation, realistisch und irreal zugleich. Man sieht den Schlafenden und das, was er im Traum erblickt. Sobald der Künstler schläft und seine Phantasie nicht mehr von der Vernunft kontrolliert wird, sieht er sich furchterregenden Wesen ausgesetzt, die ihn zu überwältigen drohen. In den Caprichos sind beide Kräfte am Werk: klare Vernunft und die entfesselte Phantasie.















 

Goya zeigt in den Arbeiten Aberglauben, z.B. den Glauben an Hexen, die als Teufelsanbeterinnen auf Besen durch die Luft reiten können. Er zeigt aber auch, was in Spanien mit Frauen real passierte, von denen man dachte, dass sie Hexen seien. Sie wurden vor die Inquisition gebracht, gefoltert und oft zum Tode verurteilt.

Die Inspiration zu diesen Themen bezog Goya aus dem Austausch mit Freunden, die sich mit dem Gedankengut der Aufklärung beschäftigten. Vernunft war hier das zentrale Schlagwort: durch die Vernunft sollten gesellschaftliche Mißstände erkannt, Aberglauben gebannt, zerstörerische Leidenschaften überwunden werden.



Aufgabe:

Sie erhalten drei Blätter (A4), auf denen Motive aus den Caprichos zu sehen sind.
(Die Kopien sind bei Herrn Schlüter hinterlegt und können dort abgeholt werden.)

Wählen Sie zwei dieser Blätter aus und ergänzen die Grafiken zeichnerisch. Orientieren Sie sich dabei an den Themen Goyas, der sich in seinen Bildern gegen Aberglauben und für die Vernunft aussprach.

Sie können mir gerne Zwischenergebnisse oder Skizzen als Fotos per mail  zusenden ➜ link, wenn Sie Rückmeldungen oder Hinweise bekommen möchten. 

Abgabe der fertigen Blätter bis spätestens 23.11. entweder bei Herrn Schlüter oder über mein Fach im Lehrerzimmer.