Goya – Hofmaler und Lebenskrise

 


 

 

 

Francisco Goya, geboren 1746, begann mit 13 Jahren das Handwerk als Maler zu erlernen. Zu dem Zeitpunkt ahnte niemand, daß er einmal einer der bedeutendsten Künstler Spaniens werden sollte. Über die Anfänge seiner künstlerischen Tätigkeit ist nur wenig bekannt. Er arbeitete nach der Lehre zunächst in der Provinz. Durch Ehrgeiz und Können gelang es ihm, Aufträge zur Ausgestaltung von Kirchen zu bekommen, die er zur Zufriedenheit der Auftraggeber ausführte. Die Kirche war in Spanien im 18. Jahrhundert neben dem königlichen Hof der wichtigste Auftraggeber für Kunst, zumal sie über immensen Reichtum verfügte. Ihre Macht war fast unbegrenzt. Im Jahr 1774 erhielt er eine Stelle in der Hauptstadt Madrid. Dort entwarf er Motive für dekorative Wandteppiche, die die Aufmerksamkeit auf sich zogen, so dass er schließlich in die Akademie aufgenommen wurde. 

 

Francisco Goya, Der Herzog von Floridablanca
1783, Öl auf Leinwand, 262 x 166 cm




 

 

 

 

 

 

 

 

Maler des Adels (1783 - 1791)

Er  richtete seinen Ehrgeiz darauf, Gönner in den vornehmen Kreisen von Madrid zu finden. Ein wichtiger Schritt war das offizielle Porträt, das der erste Minister des Königs, Graf Floridablanca, bei ihm bestellte (oben rechts). Goya, der bislang wenig Gelegenheit zur Porträtmalerei gehabt hatte, wurde bald zu einem der gefragtesten Maler des Adels. Finanzkräftige Mäzene wurden auf ihn aufmerksam und zahlten für seine Bilder Preise, von denen er früher nicht zu träumen gewagt hätte. Mit 40 Jahren begann für Goya eine angenehme, sorglose Zeit. Goyas gesellschaftliche Stellung festigte sich, als er nach der Thronbesteigung Karls IV. den Auftrag für die offiziellen Porträts des neuen Königspaares Karl IV. und Maria Luisa erhielt.

Goya, offizielles Porträt Karls IV., 1789
 

 

 

 

 

 

 

 

 

Karls IV. und Frau Maria Luisa hatten 1789 den spanischen Thron bestiegen, nachdem Karl III. gestorben war. Während sein Vater modernen Ideen gegenüber aufgeschlossen gewesen war, verstand sich Karl IV. als absolutistischer Herrscher. Seine Übernahme der Herrschaft brachte Spanien Elend und Chaos. Nicht das Wohl des Landes, sondern die Launen und der persönliche Nutzen des Monarchen bestimmten nun die Politik. Von den gleichzeitigen Unruhen der Französischen Revolution, während der das Volk gegen seinen König auf die Barrikaden ging, war in Spanien wenig zu spüren.

Goya war noch unter dem alten König in den Dienst des Hofes getreten. Doch seine eigentliche Karriere setzte unter König Karl IV. ein. Noch im Jahr 1789 rückte Goya zum ›Pintor de Camara‹, zum königlichen Hofmaler auf. Damit bewegte er sich in den höchsten Kreisen der Macht und der Politik.

 


Krise und Neubeginn (1792 - 1798)

Das Jahr 1793 bedeutete dann eine entscheidende Wende in Goyas Laufbahn. Eine schwere Krankheit stürzte ihn in eine körperliche und seelische Krise, die ihn bleibend veränderte. Für immer hatte er sein Gehör verloren. Aus dem lebensfrohen Draufgänger und ehrgeizigen Gesellschaftsmaler war ein Mann geworden, der die Wirklichkeit mit kritischeren Augen sah. Die Taubheit machte ihn mißtrauisch gegenüber den Menschen, schärfte aber auch seine visuelle Wahrnehmung. Die düsteren Seiten des Lebens konnte und wollte er jetzt nicht mehr ignorieren.

Nicht nur die Taubheit, eine weitere persönliche Erfahrung wirkte sich auf Goyas künstlerisches Schaffen aus: eine leidenschaftliche Affäre mit der Herzogin von Alba brachte sein Privatleben in Unruhe. Glück und Verzweiflung dieser kurzen, heftigen Liebe spiegeln sich in Zeichnungen und Gemälden. Goya, der nun auf die fünfzig zuging, war immer weniger bereit, sich in seiner Kunst herkömmlichen Konventionen anzupassen.